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CTH 380.1

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Citatio: E. Rieken et al. (ed.), hethiter.net/: CTH 380.1 (TRde 2017-10-18)

1 -- Und1 [ ... ].
2 -- Der Gotthei[t (Gen.) ... ].
3 -- Jetzt aber dir/dich [ ... ].
4 -- Eine fette Kuh, ein [fettes] weibliches Schaf [ ... ].
5 -- Sie [ ... ] vor der Gott[heit ... ].
6 -- Jenen Zor[n ... ].
7 -- Den Zor[n] auf die 'Große Tochter'2 [ ... ].
8 -- Iss DU3, Gottheit, von jener [Kuh (und) jenem Schaf] das Fett!4
9 -- Und iss dich satt!
10 -- Das Blut aber [trinke]
11 -- [und stille deinen D]urst!
12 -- Für den Fall, dass du, Gottheit, meine Herrin!,5 irgendetwas Böses gegen MICH, d[ie 'Große Tochter'], (ver)suchst,
13 -- habe ich zu dir dort6 mein Substit[ut] (in) geschmückt(em Zustand) geschickt:
14 -- Es (ist) besser als ICH.
15 -- Es (ist) rein, jenes7!
16 -- Es (ist) glänzend, jenes!
17 -- Es (ist) weiß, jenes!
18 -- In jeder Hinsicht (ist) es (gut) ausgestattet.
19 -- Gottheit, meine Herrin!,8 sieh jenem entgegen!
20 -- Vor (dir,) der Gottheit, meiner Herrin!,9 soll sich diese Frau10 drehen!
21 -- Der 'Großen Tochter' aber wende dich wieder zum Wohle zu!
22 -- Aus dieser Krankheit lass sie zum Leben erstehen!
23 -- Jene11 Krankheit entferne wieder von ihr!
24 -- Gesund werden soll sie wieder!
25 -- Und später12, in Zukunft, wird die 'Große Tochter' DICH, die Gottheit, rühmen13
26 -- und DEINEN14, der Gottheit, Namen wird sie nennen.
27 -- Als damals15 in Šamuḫa Gaššuliyawia, deine Dienerin, DICH, Lelwani, im Traum sah,
28 -- gab Gaššuliyawia, deine Dienerin, DIR, der Gottheit, in jenen Tagen kein Opfer.16
29 -- [J]etzt aber ist Gaššuliyawia hier, deine Dienerin, krank geworden
30 -- [u]nd die Krankheit hat sie bedrängt.
31 -- Ferner [f]iel ihr jene Angelegenheit aufs Gewissen.
32 -- Man ermittelte (durch ein Orakel) von den Göttern.
33 -- Und das wurde auch durch die Götter [festgest]ellt.
34 -- Jetzt aber [ ... ] Gaššuliyawia hier[, deine Dienerin,] DIR, der Gottheit, wegen der [Kr]ankheit ihre Substitute: [eine fette Kuh] und [ein fett]es [weibliches Schaf], gekleidet mit kostbaren Gewändern.
35 -- Welche für [ ... ihre Pers]on festgelegt (sind),17
36 -- schickte sie [ ... zum V]erbrennen.18
37 -- [ ... , Gotthei]t, [ ... ]-te Gaššuliyawia, deine Dienerin, [ein weibliches Schaf], eine Z[iege ... ].
38 -- [ ... ] weibliches Schaf [ ... ] und [Ho]nig für das ambašši-Ritual [ ... ].
39 -- [ ... ] diesen (Dat./Lok.Pl.) [ ... ] unten/hinab/dabei [ ... ].
40 -- [Je]nen [ ... Zor]n sollen diese [fette Ku]h (und) das fette weibliche Schaf [und die Ziege ... ne]hmen!
41 -- DU, Lel[wa]ni, iss [ ... von der fetten Ziege] und vom fetten weiblichen Schaf und (von) der Ziege das Fett!
42 -- Jenes [Blut19] trinke
43 -- und stille deinen Durst!
44 -- Das Fett [ ... dieser] fetten Kuh, dieses weiblichen Schafes und der Ziege.
45 -- [ ... schickte Gaššuliyaw]iya hier, deine Dienerin, diese Frau zu deiner Götterstatue.
46 -- Mit kostbaren Gewändern kleidete sie20 (sie)
47 -- und sie schickte für sich als ihr [Subst]itut.
48 -- Wenn du, Gottheit, dich (je) um irgendetwas gekümmert hast,
49 -- (dann) soll dir diese Frau an (ihrer) Stelle stehen!21
50 -- (Du) Gottheit, aber, meine Herrin!,22 beseitige der Gaššuliyawia die Krankheit wieder!
51 -- [G]esondert23 aber schickte dir zu deiner Götterstatue Gaššuliyawia, deine Dienerin, mit der fetten Kuh (und) dem fetten Schaf fe[rn]er Brot und Bier zum Wohle.
52 -- Nimm auch dieses Opfer für dich zum Wohle an!
53 -- (Du,) Gottheit, aber wende dich der Gaššuliyawia wieder zum Wohle zu!
54 -- Aus jener Krankheit lass sie zum Leben erstehen!
55 -- Beseitige sie (die Krankheit) ihr wieder!24
56 -- Sie soll gesund werden!
57 -- Dann wird später25, in der Zukunft, Gaššuliyawia DICH, die Gottheit, rühmen
58 -- [und] D[EINEN26], der Gottheit, Namen wird sie nennen.
1
Roos J. de 1983a, 221 beurteilt den Text noch als „twee parallelle gebeden, die waarschijnlijk door de moeder von twee dochters tot Lelwani gericht zijn“. Auch Torri G. 1999a, 42 geht davon aus, dass der Text aus zwei Teilen besteht, die als 'due invocazioni' an unterschiedliche Gottheiten gerichtet seien. Im Gegensatz dazu schlagen aufbauend auf einer Strukturanalyse Daues A. - Rieken E. 2014a vor, dass der Text zwei Abschnitte eines Gebets umfasst, die um ein Substitutionsritual herum angeordnet sind.
2
Die Bedeutung dieses Titels wird kontrovers diskutiert, vgl. Singer I. 2002c, 71 mit weiterführender Literatur. Zuletzt Herbordt S. 2005a, 104.
3
Der Fokus, der im hethitischen Text durch die Setzung des betonten Personalpronomens oder die zusätzliche Anfügung von -pat ausgedrückt ist, ist hier und im Folgenden mittels Großschreibung markiert.
4
Singer I. 2002c, 71 ergänzt weiter „eat the fat of that [fattened cow and fattened ewe]“.
5
Wörtlich: 'mein Herr'. Dazu ausführlich auch Lebrun R. 1980e, 253.
6
Zum Adressatenbezug von kašma vgl. Rieken E. 2009c.
7
Zur dieser Textstelle vgl. Sideltsev A.V. 2014a, 6f. hinsichtlich der Rechtsverschiebung des Demonstrativpronomens.
8
Wörtlich: 'mein Herr'.
9
Wörtlich: 'mein Herr'.
Scil. das rituelle Substitut im Sinne von Kümmel H.M. 1967a.
Für distales eni 'jene' mit pejorativer Bedeutung s. Goedegebuure P. 2002-2003a.
Zur uwa-Periphrase vgl. Rieken E. 2010b.
Zum Terminus walliyatar und den unterschiedlichen Gebetstypen des Hethitischen vgl. auch Laroche E. 1964-1965a.
Verstärkt durch -pat.
Zur Funktion von kuwapi mit Präteritum im Asyndeton vgl. Heinhold-Krahmer S. 2010b und Daues A. 2014a.
Hierzu kommen zunächst grundsätzlich zwei Interpretationsmöglichkeiten in Betracht: Singer I. 2002c, 72 übersetzt „Since Gassuliyawiya, your maid, saw you, O Lelwani, in her dream in Samuha, didn't she, your maid, make any sacrifices in those days for you, O god? But now ...“. Heinhold-Krahmer S. 2010b, 116 schlägt hingegen folgende Interpretation vor „Als in Šamuḫa Gaššuliyawiya, deine Dienerin, im Traum dich, Lelwani, sah, da hat dir, o Gottheit, in jenen Tagen Gaššuliyawiya, deine Dienerin keinerlei Opfer dargebracht. Jetzt aber ...“. Hier ist wegen des Hinweises auf das schlechte Gewissen der Betenden in Vs. 25'- 26' die zweite Möglichkeit gewählt.
Nicht zutreffend Tischler J. 1981a, 15 („[ ... ], die auf den Kopf gelegt sind“) und Ünal A. 1991b, 812 („[Schmuckstücke?] sind auf den Kopf gelegt“). Die Übersetzung folgt Singer I. 2002c, 72.
Tischler J. 1981a, 15 ergänzt „[zusätzlich zum Verbrennen] hat sie hergeschickt“. Ünal A. 1991b, 812 übersetzt: „hingeschickt hat sie [dir ihr eigenes Ersatzbild?]“, ebenso Lebrun R. 1980e, 252.
Vgl. Singer I. 2002c, 72.
Das Subjekt bleibt Gaššuliyawia, da kein Subjektwechsel angezeigt ist.
Tischler J. 1981a, 17 übersetzt: „Und wenn du, Gottheit, irgendwas bestraft hast, nun soll dir diese Frau an (ihre) Stelle treten.“ Ünal A. 1991b, 813 interpretiert: „Wenn du, o Gott, es dir überhaupt (gut) überlegt hast, (dann) wirst du diese (Ersatz)frau an (ihrer) Stelle aufstellen lassen!“
Wörtlich: 'mein Herr'.
Das zusätzliche Opfer war nicht vom Orakel gefordert, es handelt sich vielmehr um ein freiwilliges Beiopfer.
Wörtlich: „Setze sie (die Krankheit) ihr wieder in Trennung!“
Zur uwa-Periphrase vgl. Rieken E. 2010b.
Verstärkt durch -pat.